Ein Tennis-Paradiesvogel, der die Tenniswelt in zwei Lager - Freunde und Gegner - teilt, das war Andre Agassi
vor allem anfangs seiner Karriere. Schon 1986, also ein Jahr nach Beckers Wimbledon-Sieg, wurde Agassi
Tennis-Profi, und hat seitdem allein in der ATP-Tour knapp 1000 Einzel-Matches gespielt, dabei 53 mal
den Siegerpokal errungen und einen Doppeltitel gewonnen, 25 Millionen Dollar Preisgeld eingespielt und inzwischen,
gegen Ende seiner Karreiere auch noch "unsere Steffi" geeehelicht. 1993 brachte die Firma TecMagik, die nur durch
dieses Spiel aufgefallen ist, das Tennisspiel "Andre Agassi Tennis" auf den Markt.
Zu Beginn stimmt uns das Intro mit Action-Fotos vom Titelhelden und das schöne Startbild
den Spieler erst einmal recht glücklich. Zwar verwundert es etwas, dass man erst das Level
(zur Wahl stehen "Professional" und "Amateur") einstellt, bevor es zu irgendeinem Modusauswahl geht,
aber so recht stört das ganze ja auch nicht. Als Modi stehen dann ein Practice-Mode, das normale Exhibition-Match
und ein Turnier zur Auswahl. Im Practise-Modus darf man auch sich erst einmal gegen eine Ballmaschine
Ballgefühl erarbeiten. Im Exhibition-Mode gibt es neben dem normalen Einzelspiel auch den sogenannten
"Skins"-Modus, bei dem man für gelungene Spielzüge nicht nur mit Punkten, sondern auch mit Dollars belohnt wird.
Dabei hat man acht Charaktere, darunter zwei Weiblein, zur Auswahl. Natürlich darf Andre himself
nicht fehlen, die anderen sieben Spieler sind allerdings Fantasie-Charaktere, zu denen ich auf
den ersten Blick auch kein reales Original entdecken konnte. Drei Beläge - Sand, Rasen und Hallenboden -
runden das ganze Spiel ab.
Der erste Weg führte mich natürlich zur Ballmaschine. Sehr schnell war ich enttäscht. Irgendwie
war das ganze klobig, unübersichtlich und sieht komisch aus. Die Ansicht ist dabei ähnlich der von
"Final Match Tennis" oder "Super Tennis". Naja, auch davon, dass ich keinen Ball treffe, ließ ich mich nicht abbringen und
wählte den Exhibition Mode. Der Faszination des neuen war ich erlegen und wählte erst einmal den Skins-Modus.
Erstmal braucht man mehrere Aufschläge, um zu kapieren, dass diese unförmig und unfreiwillig
komisch aussehende Bewegung wirklich der Service sein soll. Eigentlich kapiert man es erst richtig,
wenn man schon 0:1 zurückliegt und der Computergegner das As zum 15:0 geschlagen hat - denn der sieht dabei
genauso beknackt aus. Man scheint also alles richtig gemacht zu haben. So recht will bei dem
Spiel aber nie Freude aufkommen. Alles sieht zwar gewollt, aber nicht gekonnt aus, auch Spieltiefe
ist nicht vorhanden.
Naja, als alter Doppelfan gab ich nicht auf und spielte mal mit drei computergesteuerten Spielern
ein Doppel. Nachdem ich meinen Aufschlag gemacht hatte, hätte ich in Ruhe aufs Klo gehen können, denn
ich hatte das Gefühl, dass sich die Computerspieler eh den Ball nur selber zuspielen. Wenn dann mal ein Ball auf
meine Seite gekommen ist, kam er so unrealistisch und extrem, dass die Chance, den Ball noch erlaufen,
ähnlich dem eines Sechsers im Lotto erscheint.
Realismus ist ein weiterer guter Stichpunkt. Wie da teilweise der Ball runtertropft, als wäre er
mit Beton gefüllt, hat wohl seltenst mit guter Ballphysik zu tun. Oft erschien mir deswegen
Serve and Volley bzw. Chip and Charge als einzige Chance, um nicht von so einem Ball total auf dem falschen
Fuß überrascht zu werden.
Mein Fazit zu diesem Spiel kann man getrost in einem Wort zusammenfassen: grausam! Diejenigen
Leute, die Andre Agassi es übel genommen haben, dass er Steffi geehelicht hat, müssen
nur dieses Spiel kaufen und haben einen zweiten Grund auf ihn sauer zu sein. Auch TekMagic scheitert
wie so viele anderen Fimen daran, dass nicht nur ein großer Name für ein größes
Spiel reicht.
Hersteller: TekMagik (später Nichibitsu) gestete Version: Super Nintendo (us) Erscheinungsdatum: 1993 Spielwertung: 2 von 10 Bällen |
Bericht von Florian Büchting am 30.9.2002