Dass "3D World Tennis" von der italienischen Firma Simulmondo als zweiter Amiga-Test hier
auf der Site ist, liegt sicherlich nicht daran, dass es sich bei dem Spiel um einen besonderen
Klassiker wie "Tie Break" oder ein verborgenes Schmankerl handelt. Ich muss zugeben: ich habe einfach
nach dem Alphabet verfahren, da steht das Spiel eben ganz an der Spitze. Um eines vorweg zu nehmen:
Ich hätte aber wohl besser das Alphabet von hinten aufrollen sollen - dann wäre mir dieses
Spiel möglichst lange erspart geblieben.
Nachdem man die Bildschirmsprache ausgewählt hat, wird man gleich mit der ersten Schwierigkeit
dieses Spiels konfrontiert: Als Menu dient ein Schreibtisch mit einem scrollbaren Menu. Man sieht zwar zwei
Menüpunkte und wundert sich, dass man den zweiten Punkt nicht anwählen kann, aber da jeder Versuch,
den zweiten Menupunkt auszuwählen, irgendwie zum Scheitern verurteilt ist, baut man sich eben erstmal
einen neuen Spieler für den Karrieremodus. Später irgendwann hab ich dann rausgekriegt, dass man irgendwo
nach oben und unten neben die Menupunkte klicken muss, um die Punkte zu scrollen. Die Vorlesung "Software-Ergonomie", die
hier an der TU Clausthal manchmal angeboten wird, hätte dem Game-Designer echt gut getan, dann wüßte
er, dass so mancher Pfeil oder eine Scrollanzeige da deutlich intuitiver wären.
Naja, was soll's. An sich verspricht der Umfang des Spiels schonmal Hoffnung. Vier Beläge, 64 (männliche) Charaktere
plus die, die man im Laufe des Spiels selber erstellt, das sind Zutaten für ein gutes Spiel. Dass es neben der Karriere auch noch einen
Einzel-Turniermodus und Einzelspiele gibt, hab ich dann irgendwann auch noch rausbekommen. Die Schwierigkeiten lagen dabei
neben der schon angegebenen Bedienungsunfreundlichkeit auch in der nicht immer gut gelungenen Übersetzung der Bildschirmtexte
aus dem Italienischen. Dass ich unter "Darbietung" ein Einzelspiel erhalte, fand ich nicht unbedingt erwartbar. Allerdings hab ich
im Einzelspielmodus nur Duelle zwischen zwei menschlichen Spielern hinbekommen - ich möchte nicht beschwören, dass es
nicht auch anders geht.
Bevor es zum Spiel geht, könnt ihr das Spiel geringfügig an Eure Bedürfnisse anpassen,
hierbei geht es aber im Wesentlichen darum, was ihr gerne angezeigt haben möchtet und was nicht.
Das Spiel selber seht ihr dann von hinten, dankenswerterweise spielt ihr aber, wenn ihr alleine spielt,
immer im von der Übersicht her deutlich besseren Vordergrund. Mit dem Knopf löst ihr einen flachen
Schlag aus, dem ihr mit dem Joystick die Richtung mitgeben könnt. Der Computer spielt auch Lobs,
mir fehlte aber die Kreativität herauszubekommen, wie man diese ausführt. Allerdings hat
der italienische Tennisgott vor den Lohn (die Ballwechsel) noch die Mühen (den Aufschlag) gestellt.
Selbst größte Verrenkungen haben es mir nicht möglich gemacht, einen Aufschlag von der rechten Seite
sicher nicht ins Netz zu hauen - umso verwunderlicher, da meine Aufschläge von links nicht selten
Asse waren. Nachdem ich mich mit dem Spiel etwas beschäftigt habe, hab ich einmal abgebrochen, nachdem ich
von links zehn Asse und von rechts zehn Doppelfehler in Folge fabriziert habe.
Naja, vielleicht haben die Spieldesigner das auch vorhergesehen, denn "3D World Tennis" ist das erste Tennisspiel, das ich gespielt habe,
bei dem der Menüpunkt "Spiel aufgeben" mit implementiert wurde. Richtig schöne Aufschlagspiele
gibt es nur, wenn der Computer aufschlägt - der schafft das nämlich von beiden Seiten.
Naja, wenigstens ist die Ballphysik ganz gelungen, auch wenn das Spielfeld selber etwas klein ist. Gerade Bälle, die an die Seiten gehen,
kann man nicht ordentlich spielen, da dort die Spielfeldgrenzen (man sieht zwar keine Bande oder so,
aber der Spieler weigert sich, weiterzulaufen) schlichtweg vorbei sind.
Das Wort "Qualitätskontrolle" scheint in Italien nicht zu existieren. Anders kann und will ich
es mir einfach nicht erklären, wie eine Firma sich diese Frechheit rausnimmt, ein solches Spiel
auf den Markt zu bringen. Alle, die vor zehn Jahren dafür auch nur eine Mark auf den Ladentisch
gelegt haben, tun mir heute noch leid. Die grottenschlechte Benutzerführung, die dann nur eine
Vorhut für ein grottenschlechtes Tennisspiel ist, machen diesen Titel zu einer Zumutung.
Ich habe echt überlegt, den von mir an sich gestellten Grundsatz, keine 0 Bälle zu verteilen,
doch über den Haufen zu werfen. Alles in allem gibt es aber immerhin eine gelungene Option in
diesem Spiel: "Spiel verlassen".
Hersteller: Simulmondo gestete Version: Amiga Erscheinungsdatum: unb. Spielwertung: 1 von 10 Bällen |
Bericht von Florian Büchting am 9.10.2002